Hallo Simmers! Wir freuen uns sehr auf das neue EA Forum und würden gerne eure Feedback sammeln. Lasst uns wissen, was ihr über die Community und deren Engagement denkt, indem ihr die untenstehenden Fragen ausfüllt. Wir sind ganz Ohr!
Eure Feedback hilft, die Inhalte des neuen Forums auf eure Bedürfnisse zuzuschneiden. Bitte beachtet, dass die Antworten vertraulich behandelt werden. Macht also alle mit. Seid ihr bereit einzutauchen ? Fangen wir an
1. Wie oft schreibt ihr in den EA Foren (z.B.: AHQ, offizielles Sims Forum)
Täglich
Wöchentlich
Monatlich
2. Wie lange spielst du die Sims schon ?
Weniger als ein Jahr
1-2 Jahre
3-5 Jahre
5-10 Jahre
10-20 Jahre
Mehr als 20 Jahre
3. Welche Sims Spiele spielst du/hast du gespielt ?
Die Sims
Die Sims 2
Die Sims 3
Die Sims 4
Die Sims Freeplay
Die Sims Mobile
Sonstiges: ______
4. Was erhoffst du dir im neuen EA Forum zu finden ?
Spiele Updates und News
Spiel-Strategien & Tipps
Charakter-Geschichten und Fan Theorien
Community-Spiele und Aktivitäten
Neue Freunde und Verbindungen
Alles oben genannte
Sonstiges: ______
5. Was macht eine gute Community aus ?
Offene und respektvolle Diskussionen
Geteilte Interessen und Passionen
Aktives Engagement und Teilnahme
Anerkennung von Mitgliedern und Belohnungen
Die Gelegenheit auf einer persönlichen Stufe Kontakte zu erstellen
Alles oben genannte
6. Welche Inhaltstypen sind dir im aktuellen Forum am Wichtigsten ?
Spieleupdates
Charaktergeschichten
Bautipps
Kreationen von Fans
Alles oben genannte
Sonstiges __________
7. Willst du einen Off-Topic bereits zum Chillen im neuen EA Forum ?
Ja
Nein
8. Was gefällt dir an Off-Topic Bereichen am Besten ?
Unbeschwertes Austauschen
Diskutieren über nicht-Spiele bezogene Interessen
Mit anderen Simmern auf einer persönlichen Ebene Kontakte zu erstellen.
Alles oben genannte
Ist nicht so mein Fall
Sonstiges __________
9. Welchen neuen Dinge möchtest du gerne in unserem Forum oder im Off-Topic Bereich sehen ?
Das Problem hier sehe ich langsam, dass du immer irgendwas Neues aufmachst und dann irgendwann, irgendwo mal eine Geschichte erzählen möchtest oder Bilder liefern willst. Es passiert aber nie was.
Es mag sein, dass du dir viele Gedanken zum Spiel machst und auch schöne Fantasie hast, aber hier gefühlt jede Woche ein neues Thema aufzumachen, wo dann doch nichts kommt, ist dann doch etwas zu viel.
Wollte nie was zu schreiben, aber heute musste es doch mal sein.
Schon den ganzen Tag durchstreift Asante mit dem Jeep den Busch in dem kurzen Heimaturlaub von seiner Militäreinheit. Muss wohl ein sehr kleines unscheinbares Forschungslager sein, dass dieser Jack betreibt. Bugsy ist mit von der Party und auch Keito wollte sich heute nicht auf die Schule einlassen. Der Teen versucht, nicht zu euphorisch zu werden, kann aber die steigende innere Erregung bald kaum mehr unterdrücken. Was, wenn das alles nur ein Trugschluss ist …?
Andererseits, wenn sie doch wieder leibhaftig vor ihm steht … Yuna!
„Verfluchter Mist!“, wettert Asante gerade als er durch ein Schlagloch in der Sandpiste rast und alle einmal ordentlich durchschüttelt. Mit beiden Händen packt er wieder fest das Lenkrad, flucht leise vor sich hin, während er den Jeep durch unwegsames Gelände steuert. „Verdammt, wo jetzt lang? Wo versteckt der sich …?“
Auch der sonst recht besonnene ehemalige Sportstudent ist nicht wirklich die Ruhe selbst. Zwar hat er nicht so den engen Draht zu Miyu und Yuna wie Keito und Elani gehabt, aber die Aussicht, Totgeglaubte wieder unter den Lebenden zu sehen und seine Familie wieder froheren Mutes zu erleben beflügelt auch ihn ungemein. Und ein kleiner irrationaler Teil in ihm hofft, dass alles wieder wie früher dadurch werden könnte, auch wenn seine logische Seite sich im Klaren darüber ist, dass die ehemalige Rektorin und ihre Tochter sich mehr oder minder auf der Flucht befinden und gewissermaßen untergetaucht sind. „Teufel nochmal, aus dem Weg … ihr verdammten …!“ Jetzt flucht er auch noch die Giraffen an … Bugsy und Keito schweigen lieber still, mischen nicht bei dem zunehmend gereizten Gefluche des Soldaten neben sich mit. Er will Erfolge … jetzt, sofort!
Gerade setzt Asante zu einer neuen Derbheit an, als das Handy der Reporterin schellt. Sie hat noch am meisten Saft auf ihrem Gerät. „Er ist hier, er ist hier! Hier auf dem Markt! Kommt schnell!“, schallt ihr Elanis Stimme aufgeregt entgegen. Bugsy ist gleich mit Feuer und Flamme: „Jack? Meinst du Jack Watanabe? Wir kommen sofort. Halt ihn ja fest!“ Asante dreht den Jeep in voller Fahrt kehrt wendend … fast wären sie seitlich übergekippt. Bugsy konnte gerade noch mit einer Hand ihr Handy retten und mit der anderen sich erschrocken an die Wagentür klammern. Keito wäre fast hinten rausgehüpft, so hat es ihn von der Rückbank hochgerissen. Jetzt krallen sich beide Hände in die Lehnen der Vordersitze, während Asante wie der Leibhaftige vorwärts prescht.
Nach einer guten halben Stunde bremst der Soldat das Gefährt mit quietschenden Reifen direkt neben Elanis offener Garküche am Markt. Gut, dass die Töpfe Deckel haben. Wer wollte schon Sand im Getriebe, äh, in der Suppe, der von heißen Gummireifen emporgeschleudert wird?!
Keito springt mit beiden Füßen zuerst aus dem Jeep und stürzt auf seine Mutter zu, neben der ein asiatisch anmutender Herr in Khaki-Kleidung sitzt. „Wo?! Wo ist sie? Wo ist Yuna!“ Wild schwenkt Keitos Blick zwischen den beiden hin und her, fährt nach unten zu seinen Fußknöcheln, weil Yunas Shiba Inu Achten drumherum legt und an seinen Zehen knabbert. „Beruhige dich, mein Sohn. Setzt euch doch erst einmal!“, lädt Elani auch Bugsy und Asante ein, die sich etwas weniger ungestüm nähern. „Dann kann Jack weitererzählen …!“
Es ist also tatsächlich … Jack Watanabe, schätzt Asante die Situation ein. Er pflanzt sich erst einmal abwartend auf einen der leeren Stühle und greift nach dem Kaltgetränk, dass Elani gerade für alle rumreicht und alle erst einmal vorstellt. Keito holt sich das kleine Hündchen auf den Schoß und vergräbt seine Finger in dem flauschigen Fell, was ein wenig seine Anspannung löst.
Ja, er ist es! Ist lange her …„Erkennst du mich gar nicht wieder, Jack?“, fragt Bugsy lächelnd. „Erinnerst du dich noch … an Don El Artichocke …?“ Erst ein ungläubiges Staunen, sie hier mitten in Kenia wieder anzutreffen …, doch dann erreicht ein erkennendes Lächeln Jacks Mine. Er freut sich aufrichtig. „Aber natürlich … Mein Gott, du bist älter geworden. Die Melone steht dir, Bugsy. Und was macht Don so, der alte Knabe?“ Stolz wie Bolle berichtet die Reporterin, dass sie zusammen einen Zeitungsverlag gegründet haben. Die WiWo-News.
„Ja, ja alles sehr schön … die alten … Erinnerungen …!“, platzt Keito fast vor Ungeduld der Kragen. Der Shiba wird plötzlich etwas zu kräftig gekrault, quietscht leise auf. Der Teen verlangt energisch was anderes zu wissen: „Wo … was … wo … … Was ist mit Yuna!? Äh, und Miyu natürlich …“ Elani faltet abwartend die Hände im Schoss. Den ersten Teil hörte sie schon. Mutter und Tochter sind gestern in aller Frühe bereits … weitergezogen. Handylos! Weil es ihnen unterwegs nichts nützt ohne Strom, Geld und …, weil Miyu nicht geortet werden will. Sie sind nun mal Flüchtige …
„Ich werde meine Forschungsstätte auch demnächst verlegen müssen …“, erklärt Jack gerade und erntet ein zustimmendes Nicken von Asante, der natürlich auch von der Grenzlage weiß. „Miyu, wird ganz Old School Briefe von Zeit zu Zeit schicken …, damit ich wenigstens erfahre, ob es ihnen gut geht.“ Jack berichtet von der Schiffspassage und dem weiteren geplanten Weg gen Osten bis nach Japan; Yunas Wunsch nach dem Tattoo und Miyus Hoffnung auf etwas innere Heilung im Land ihrer Ahnen. Keito erinnert sich wie sie auf dem Festival mit Bea über Körpertätowierungen sprachen. Yuna schwebte damals schon etwas … Klassisches vor.
„Wir müssen ihnen folgen, ihnen … doch irgendwie helfen! Und ich will … s i e wiedersehen!“, bricht es aus Keito hervor. Und wenn er allein gehen müsste … Pfeiff‘ auf die Schule!
So etwas ähnliches hatte Don zu Bugsy gesagt … Du musst den Ogbandas helfen, Miyu zu finden … „Ich gab ihnen eine hilfreiche Adresse auf dem Weg mit. Fasane Fashani in Persien! Im Moment könnten Miyu und Yuna schon längst den Suez passiert haben …“, erklärt Jack gerade mit wohlwollendem Blick auf Keito und seiner Ma. Die beiden sind wirklich gute Freunde seiner Tochter und Ex-Ehefrau, scheint es ihm und er ist erfreut, sie endlich kennengelernt zu haben.
Bugsy verzieht noch immer grübelnd die Mine. „Wir haben da … eine … Sonderbeauftragte für den Orient in der WiWo-Redaktion, die auch weiterhelfen könnte … Mal sehen …, was sich da machen lässt. Ich muss leider bald wieder zum nächsten Studiensemester zurück … “ Wie bedauerlich, da entgeht ihr doch glatt was als neugierige Reporterin … Na gut, sie wird vor Ort mit Don in Windenburg recherchieren und sich ansonsten von der Verlagskollegin und Sonderbeauftragten berichten lassen …
„Bis wir aufbrechen können, hinken wir einen weiteren Tag hinterher!“ schaltet sich nun Asante ein, der es für beschlossene Sache hält, dass sie sich auf die Suche machen. Er wird das mit seinem Militärdienst schon irgendwie klären … und … der Entführung eines … Jeeps, der Entwendung von Militäreigentum … Mischen sie sich doch gleich alle … unters Verbrechervolk. Elani rollt mit den Augen, aber eigentlich … ist es klare Sache … „Wir kürzen den Weg ab, durch äthiopischen Dschungel und arabische Wüste!“, hat Asante gerade entschieden und damit gleich mal … entschieden die Führung des kleinen Rebellentrupps übernommen. Er will direkt auf Persien zuhalten. Bugsy merkt sich die Route gut … für die Sonderbeauftragte … Telefonnummern werden noch ausgetauscht und dann … macht sich jeder … auf seine Reise. Der Shiba begleitet Jack.
Am nächsten Morgen hat Asante einiges geregelt oder auch … verschleiert. Der Jeep ist mit wenigen Habseligkeiten beladen … Einiges erscheint dem pragmatischen Soldaten unsinnig, was Keito da so auflädt, aber …, wenn es ihn glücklich macht …
Sie brechen früh auf … Elani hat einiges vorgekocht und gut verpackt im Fahrzeug verstaut. Asante rauscht los durch sie Savanne. Die Nacht verbringt man … im Dschungel, der voll von schwirrenden Stimmen und feinem Gezirpe Keito den Schlaf raubt, während Elani und Asante sich von den gewohnten Geräuschen ihrer Kindheit in den Schlaf lullen lassen. Der Teen hingegen erlebt fasziniert Begegnungen der Dritten Art …
Seine Verwandten hätten nur müde gelächelt. Ja, ja … Er ist nicht von hier!
„Ich Tarzan, du Jane!“, begrüßt der vorwitzige Teen die Affendame, die ihm huldvoll das Haupt zuneigt – glaubt Keito fantasiereich zu erkennen. Ein erstes Lächeln gleitet seit langem mal wieder über sein Gesicht. Gerne hätte er Yunas Shiba mit eingepackt und ihr wiedergebracht, musste aber einsehen, dass es für das kleine Hündchen zu anstrengend wird. Jack spart jetzt schon auf Flugkosten …, damit er sich eines Tages mal wieder leisten kann, Miyu und Yuna in Japan mit Flauschbündel zu besuchen. Keito hätte gerne mehr Zeit gehabt, Jack näher kennenzulernen. Yunas Vater ist so … liebenswert, ganz anders … als seiner war. Kurz schlägt ein dumpfes Gefühl in seiner Magengegend ein, das Keito aber erfolgreich wegdrängt, indem er sich wieder den witzigen Gesellen um sich herum zuwendet.
Leicht übernächtigt … Elani fragt sich noch, was Keito so müde macht … verschläft der Teen den nächsten halben Tag und wird erst wieder wach als ihm frischer Wind um die Ohren weht. Erstaunt registriert er, dass sich der Jeep auf einer Fähre befindet, was fast ihre letzten Geldmittel auffrisst, dabei setzen sie schon an der schmalsten Stelle auf die arabische Halbinsel über. Benzin bekommen sie aber dort leichter … „Günstigere Ölpreise …“, lächelt Asante dem Jungen zuversichtlicher zu als ihm zumute ist, während sie auf der Reiling gestützt den Blick über die azurblaue Meeresenge schweifen lassen. Landeinwärts vor ihnen schaut Elani etwas besorgt auf die sich auftürmenden endlosen Sanddünen. Ein Meer, in dem man sich verlieren kann …
„Und … der Jeep packt diese … Steigungen und den Untergrund, Asante?!“ Die ehemalige versierte Fünf-Sterne-Köchin möchte eigentlich nicht zweifelnd klingen, kann aber ihre aufkeimende Furcht nicht ganz unterdrücken. Der Soldat neben ihr verspricht mehr als er halten kann: „Wird schon schief gehen, Elani! Mach dir keinen Kopf.“, und versucht ein nicht ganz geglücktes schiefes Schmunzeln, während sich doch die Stirn runzelt angesichts der flirrenden sandigen Weite, in die er blickt. Kein Baum, kein Strauch, nichts! Nur Sand … Und Hitze! In Gedanken geht Asante die Wasservorräte durch. Wie wohl die von Bugsy nicht näher beschriebene versprochene Hilfe aussieht …?
Langsam lässt Asante den Jeep von der Fähre rollen. Sprit hat er noch für einen Tag. Sie müssen soweit wie möglich damit kommen und dann … weitersehen. Ähnlich wie Miyu und Yuna werden sie sich unterwegs irgendwie den Lebensunterhalt verdingen müssen. Dass er im Prinzip den Militärdienst quittierte und bereits unerlaubt außer Landes ist … wird seine Basis bald genug merken … Egal! Zu spät! Asante zuckt mit der Schulter und grinst zu Elani rüber: „Die beste Mission for ever!“ Lieber dies als wieder auf Habenichtse zu zielen … Irgendwie steckt das Kusinchen diese Art von Galgenhumor in fast aussichtsloser Lage an. Sie muss einfach zurückgrinsen. Auch Keito ist für jede aufmunternde Geste dankbar und stimmt lachend in den Abgesang auf ehrenvoll geplante Lebensperspektiven ein. Let’s get an adventure!
Die nächsten Stunden quälen sich die drei … über einige Dünen. Immer wieder müssen Keito und Elani anschieben, damit der Jeep nicht im Sand versinkt und stecken bleibt. Durst quält alle drei und die irrsinnige Hitze. Asante sorgt sich immer mehr um das Getriebe … Ob das hier wirklich eine Abkürzung wird? Zügig kommen sie nicht vorwärts. Als die Sonne am gnadenlosesten zuschlägt und Asante geblendet den Jeep in eine Senke heizt, verreckt das gute Stück vollends. „Verdammter, verfluchter, elender … ach, zum Teufel!“ Wütend tritt Asante kräftig gegen das vordere Rad des Wagens. Elani versucht mit beschatteten Augen in der Umgebung etwas Rettendes zu finden und glaubt … ihren Augen nicht zu trauen: „Dort! Seht! Ist das … ist das … eine Fata Morgana?!“
Keito wendet sich augenblicklich um bei Elanis erschrockenem Ausruf: „What?!“ Sieht er da in der Ferne … ernsthaft … einen Geist … Kaffee trinken, der … ihnen auch noch … zuwinkt?
Asante – schon fern vom Glauben – starrt einen Moment zu der angeblichen Fata Morgana, schultert sich dann ihr weniges Gepäck aus dem Wagen und weist auch Keito an, sich seines zu schnappen. Den Jeep können sie vergessen. „Na dann … Wir werden wohl schon erwartet!“, stiefelt Asante den beiden anderen voran. Eine sonderbare Sonderbeauftragte …, aber wenigstens gibt es Kaffee. Den hat er jetzt nötig!
„Herzlich willkommen! Zimt und Zucker?“, begrüßt der gute Redaktionsgeist der WiWo-News die Ankömmlinge und schenkt schon mal ein. „Spionelfchen Naseweiß, zu euren Diensten!“ stellt sich die Dame als nächstes freundlich vor und wartet die weiteren ‚Bestellungen‘ ab.
„Ach, ist das ein Fest!“, seufzt Lotta glücklich vor sich hin. Diesmal gibt’s zur Tee Zeit sogar Gebäck! Thorger hat Gänseeier mitgebracht, Sven das feingesiebte Mehl. Björg hatte sogar Butter auf Lager und Reuben stiftete ein Glas selbst eingemachter Schattenmorellen, geerntet in den recht mild temperierten und weiter südlich gelegenen Fjordgebieten Norwegens … Nun ist alles von Lotta zu einem wunderbar saftigen Kuchen verschmolzen und rund um den Tisch auf alle Teller der Besucher verteilt. Fröhlich lässt Sven ein dunkles „Ho ho ho, ist ja fast wie Weihnachten!“, ertönen und der Rest stimmt lachend mit ein, während alles zur Kuchengabel greift und sich mit Teetassen bereits ausgelassen zuprostet.
Noch einmal klingelt es und auch der überaus höfliche Himani trifft endlich ein. Die Teerunde ist komplett. „Was duftet denn da so gut!“, schnuppert der freundliche Japaner mit der Nase in Richtung Küchenstube und überreicht Lotta einen lieblichen Blumenstrauß aus Stechpalmen. Mhm, denkt die gleich, daraus kann ich später heilenden Kräutertee machen, wenn ich die Zweige trockne. „Vielen Dank!“, umarmt Lotta Himani selig. So langsam wächst hier eine nette kleine Gemeinschaft zusammen …, die aber leider nicht lange währen wird. Denn die Arbeitskräfte ziehen in verschiedene Richtungen weiter, wenn das Urlaubsresort erst einmal steht. Ein wenig wird Lotta jetzt schon Wehmütig ums Herz, wenn sie daran denkt.
Mittlerweile schaut fast jeden Nachmittag jemand von der Truppe nach getaner Arbeit vorbei. Oft trudelt und tröpfelt peu à peu einer nach dem anderen ein. Lotta hat immer feine Tee Aromen auf Lager … Gerade fragt sich Thorger, wo Lotta die Kräuter dazu alle herhat: „Hast du die mitgebracht oder sammelst du hier in den Wäldern …?“ Lotta schaut von ihrem Teller auf, die Gabel gerade unterm Gaumen versenkt und kaut eine Weile nachdenklich auf dem fruchtigen Leckerbissen vor sich hin. „Teils, teils …“, antwortet sie dann bedächtig. „Ich hatte einst einen großen Garten und hatte noch einige getrocknete Vorräte für Früchtetee und Kräutermischungen im Gepäck … Hier gedeiht ja leider nichts wirklich. Zu kalt für viele Pflanzen. Ich schaue, was ich in den Wäldern an Nachschub für Tee finden kann … “ Bedauernd zuckt sie mit den Schultern. Ihr Wintergarten fehlt ihr schon irgendwie …
Sven streicht sich kurz grübelnd den Bart bevor er dann überraschend rauslässt: „Ansgar versteht sich auf Pflanzen bei jeder Wetterlage! Der hat überhaupt ‘ne Menge unglaublicher Kenntnisse!“ Dabei sieht der ältere weißblonde Schwede Lotta intensiver an. „Ich denke, du kannst dich auf ihn verlassen! Der arbeitet für zwei, sieht, wo es was anzupacken gilt …“ Ihm war schon aufgefallen, dass Lotta alles andere als begeistert gewirkt hatte als sie erfuhr, mit wem sie den Funkturm auf dem obersten Gipfel der Gegend errichten soll. Lottas Hand verharrt mit der Gabel in der Luft. Erstaunt fragt sie sich, ob der gutherzige Sven sie einfach gerade zu beruhigen versucht …
Thorger fällt mit seiner Sichtweise ein … „Jupp, stark wie ein Bär, aber stumm wie ein Fisch!“ …, bevor ihm aufgeht, dass das nicht gerade Lottas Wohlbefinden mehrt. „Äh, aber immer bestens ausgerüstet. Er bringt alles mit, was ihr für den Aufstieg braucht: Zelt, Schlafsäcke, Steigeisen, Sicherheitsgurte! Echt, musst dich um nichts kümmern, Lotta!“, schließt Thorger beschwichtigend an seine lockere Rede an als er ihre sich vergrößernden Augen sieht. „Du bist auch ganz schön kräftig … für eine Frau …“, vermeldet er noch etwas kleinlaut. Als würde das jetzt den Rotschopf vollends auflockern.
Lieber senkt Lotta wieder den Blick auf ihren Teller und lässt sich ihre innere Unruhe nicht weiter anmerken. Sie braucht den Job, das Geld … für dieses kleine Häuschen, dass nun ihr und Takatukas Heim werden muss. Es soll keiner glauben, dass sie den Auftrag nicht schafft. „Dann ist ja alles gut!“, murmelt sie nur verhalten in den nicht vorhandenen Bart. Wenn sie wüssten, wie stark sie noch als Kind war … Ihr Blick fällt seitwärts auf ihr eigenes, dass sich gerade in dem bewundernden Gelächter der Männer aalt als sie versucht, den Wolf hochzustemmen. In ein paar Jahren schafft sie glatt ein Pferd … wie Lotta einst auf der Veranda ihrer Villa Kunterbunt. Lotta seufzt leicht vor sich hin. Der zunehmende Verlust dieser Gabe macht ihr Sorgen. Warum nur passiert das …?!
„Das hat sie wohl von dir geerbt, oder?“, grinst Björg die junge Mutter des Kindes gerade an. Er hat doch in letzter Zeit gestaunt, was auch Lotta so zustande brachte … Wie sie zum Beispiel diesen Rentierbraten anschleppte letztens … locker geschultert … oder mal eben einen Hocker mit doch recht kräftigen Hammerschlägen zusammenzimmert …
Die rechte Hand des Bauleiters ist mittlerweile voll überzeugt, dass Lotta den Mann aus Stockholm würdig bei der Erklimmung des Gipfels zu ersetzen vermag. Und … sie ist … günstiger! Ein bisschen plagt ihn das schlechte Gewissen, hat er doch einen niedrigeren Lohn verhandelt … na ja, so als Frau … und halbe Portion … hatte er gedacht. Schnell beeilt er sich zum Ausgleich ihren vorzüglichen Kuchen zu loben: „Einfach köstlich der Kuchen, Lotta. Du bist heiratsfähig, junge Dame!“ Er bemerkt nicht wie Lotta … leicht das Gesicht verzieht. Er meint‘s nicht bös‘, besänftigt sie sich selbst.
Besser wendet Lotta ihre Gedanken anderem zu ... Dass dieser Ansgar weitaus stärker als seine Artgenossen ist, ist auch Lotta schon aufgefallen. Zuweilen beäugen sie und Ansgar sich gegenseitig vorsichtig, scheinen die Kräfte des anderen abzuschätzen. Und ständig scheint er hilfreich in ihrer Nähe aufzutauchen … wie neulich … Lotta versinkt leicht in der Erinnerung an die Ereignisse …
Querfeldein am Weiher nördlich hinter ihrem Knusperhaus hatte sie neulich versucht, mit ihrem kurzen Beil ein Loch in die dicke Eisschicht zu schlagen und den wohl aus dem Winterschlaf aufgeschreckten Braunbären hinter sich nicht gleich herannahen gehört, bis der hoch aufgerichtet sein drohendes Gebrüll ausstieß. Lotta hatte sofort ihren Speer gegen das Tier gerichtet, das hoch über ihr hinausragte, voller Unwillen, dieses herrliche Geschöpf verletzten zu wollen … Sie hätte nur keinen anderen Ausweg gehabt … wäre dieser Norweger nicht eingeschritten. Ohne viel Federlesens hatte Ansgar sich dem Bären entgegengestemmt und ihn zum Rückzug bewegt … und Lotta … ergeben, ein „Danke!“ gehaucht. Wortlos hatte er sie nur angeblickt und den Dank mit einem kurzen ausdruckslosen Nicken quittiert. Genauso undurchdringliches Minenspiel zeigt der stumme Norweger, wenn er ihres Kindes ansichtig wird … als sei es ein nicht weiter beachtenswertes Insekt.
Ein anderes Mal war ihr tief in die Wälder dieser windige Black gefolgt, der Lotta mittlerweile weitaus mehr Unbehagen mit seinem verschlagenen Blick bereitet. Auch die anderen reden nicht gut über ihn, hatte sie bereits mitbekommen … Keiner vertraut ihm so recht und um die Mitarbeit steht es wohl auch nicht zum Besten. Als Black da so unvermittelt vor ihr auf der Lichtung auftauchte und ihr Jagdglück störte, war sie sich zuerst nicht sicher, was der Griff in seine Seitentasche wohl bedeuten mochte. Ansgar plötzlich hinter ihr stehend schien sich klarer darüber zu sein, sofort seinem Kollegen Einhalt gebieten zu müssen. Nur kurz sah Lotta erschrocken was Metallisches in Blacks Hand aufblitzen und wieder in die Tasche zurück gleiten. Ansgars düsterer Blick folgte Black mit zusammen gezogenen Brauen als der sich eilig wieder verzog.
Und Lotta flüsterte wieder ein zaghaftes „Vielen Dank!“, unsicher, ob mehr als ein Dankeschön erwartet wird.
Irgendwie … hat sie das unbestimmte Gefühl, dass es mit der Zeit ungemütlich wird, wenn sie diese stummen Hilfebeweise nicht bald ‚ausreichend honoriert‘ …
„Vitello ist nur ein harmloser Schwätzer …!“, kriegt Lotta gerade noch die Gesprächsfetzen der anderen an der Tee-Tafelrunde mit. „Musst dir keine Sorgen um den machen …“ Ja, das ist wohl wahr! Der vorwitzige Italiener hat immer ein paar dumme Späßchen auf Lager, die manchmal an der Manierlichkeit vorbeischießen. Letztendlich entschuldigte er sich dann immer wieder … Tee gab‘s bisher noch nicht für ihn.
Bauleiter Reuben steigt nochmal auf das Thema Pflanzen ein … „Also, ich habe mit Ansgar letztens darüber gesprochen …“ Alles horcht gespannt auf! Sogar Lottas Kopf ruckt hoch. Ansgar kann … sprechen?! „Jaaaaa …“, schmunzelt Reuben belustigt in die Runde die erstaunten Blicke richtig deutend, „… er redet … hin und wieder. Ich muss wohl der Auserwählte sein!“
„Ne!“, kontert Björg grinsend. „Ich hab‘ die Gehaltsverhandlung mit ihm geführt. Harter Hund sag‘ ich dir! Bist nicht so einzigartig, Reuben!“ Himani, beide Augenbrauen gespielt fragend erhoben, witzelt nur: „Was hat er gemacht? Dich mit unerbittlichem Blick totgeschwiegen, bis du all seinen Forderungen nachgeben hast, Björg?“ Die ganze Horde Männer lacht brüllend als Reubens rechte Hand freimütig einräumt: „Jaaa, so ungefähr … Hoch die Tassen auf unseren stärksten Mann!“ Überschwänglich stoßen alle an, Lotta schwingt … ein bisschen wortkarg … mit. Yeeaah! Wahrscheinlich kriegt er das doppelte an Lohn für den Gipfelsturm wie ich … Na ja, Hauptsache das Häuschen ist endlich legal erworben … Und er bringt die ganze Ausrüstung mit … Wohl auch Erfahrung … und mehr Kraft in den Knochen scheinbar als jeder andere …
Wo … die Kraft wohl … herstammt?! Lottas Augen ruhen einen Moment auf ihrer Tochter, wandern zur Küchenschublade, in der neben dem Handy dieses güld knöcherne Geschmeide liegt, das sie in einer kleinen Höhle in der Nähe fand und das Ruhe wie Kraft ausstrahlt, wenn sie es in Händen hält …
Vielleicht sollte sie i h r e Ausrüstung zum Berganstieg mitbringen! Ihr … ‚Besteck‘ zum Zweck der … Selbstverteidigung! Aber … Degen oder Rapier behindern bei der Erklimmung hoher Felswände. Mpfff. Sollte sie die Kette mitschleppen? Etwas albern, oder? Lotta verwirft den Gedanken über sich selber schmunzelnd gleich wieder. Als glaube sie an Ammenmärchen …, pah!
Es wird ein mehrtägiger Aufstieg. Die Wetterverhältnisse müssen halbwegs stimmen … Der Grat oben ist zu schmal, jemanden mit Fliwatüt, wie Lotta es nennt, dort freischwebend in der Luft aus hoher Höhe runterhangeln zu lassen … bei den Windverhältnissen und Felswänden.
Mulmig mit Blick auf die anstehende Bergbesteigung, nimmt Lotta noch einen Schluck heißen Tee. „Worüber … hast du … mit diesem Ansgar gesprochen?“, hakt sie bei Reuben nochmal nach. Ob es wohl um die Bergbesteigung ging? Dann will sie es wissen! „Pflanzen!“, lautet die prompte Antwort. „Hääh …?!“, starrt Lotta den Bauleiter mit offenem Mund perplex an. Sven grinst: „Sag ich doch. Er kennt sich damit aus! Vielleicht hat er ja ein paar Tipps für deinen Garten draußen bei dieser Witterung, Lotta!“Pffff, der stumme Norweger scheint ja ’ne verkappte Plaudertasche zu sein … und zuweilen mit Hinz und Kunz oder zumindest Reuben, Sven und Björg zu sprechen. Lotta gönnt sich noch einen Schluck Tee.
In der Tat! Reuben scheint sich eine Menge ausführlicher Anregungen von diesem recht schweigsamen Mitarbeiter geholt zu haben … für die künftige pflanzliche Selbstversorgung der Gastronomie des sich im Aufbau befindenden Wintersportortes.
Steckt da vielleicht für Lotta später eine weitere Geschäftsmöglichkeit drin …? Vielleicht … sollte sie … auch mal … Ansgar fragen … bei den Wetterverhältnissen hier?
Erstmal noch eine Tasse Tee … und abwarten … wie das mit der Bergbesteigung läuft …
Schnell nimmt Lotta noch einen Schluck vom heißen Getränk für‘s aufgekratzte Gemüt.
Wann … hatte sie begonnen …, so vorsichtig zu werden?
„Nach wildem Ritt durch die Prärie nun ein kleines … Feuerwasser!“, prostet Moema Farsane gerade vorwitzig zu. Die beiden Frauen gönnen sich eine Rast im nächstliegenden Saloon, lauschen einer Rede über anstehende Wahlen.
Der etwas durchtrieben wirkende Herr neben ihnen am Tresen applaudiert auffällig viel, animiert die Umstehenden, es ihm gleich zu tun. Sein verschlagener Blick kreuzt den von Farsane. Na, wenn das mal nicht so ein hinterhältiger Scharlatan ist, von dem Moema ihr schon erzählte, die zuhauf durch den Wilden Westen Reisen und Wunderkuren anpreisen … „Gestatten, Hinterhältiger Scharlatan!“, stellt sich der Werbetrommler nun vor. Farsane stutzt. Will der Typ sie verar…zten?
„Darf ich Sie zu einem Gläschen einladen? Haben Sie schon gewählt?“, schiebt er sich gewinnend vor und bestellt einfach gleich schon mal einen Doppelten für Farsane und auch Moema. Der älteren Dame nickt er auch gleichfalls freundlich zu. „Ich will ja gar keine Werbung für meine Frau machen … Aber, sie sollten ihr wirklich zuhören …“
Das tat Moema bereits und ihr wurde leicht schwindelig dabei wie die Bürgermeisterin Erdnuss – so ihr Name laut Wahlplakaten – den Himmel auf Erden verspricht und gleichzeitig wie ein Fuchs mit undurchschaubaren Rechenkünsten die rasanten Steuererhöhungen als Reingewinn für einen jeden von ihnen verklärt.
Der Redeschwall der Bürgermeisterin endet und sie gesellt sich sogleich mit einem „Wie war ich Schatz?“ zu ihrem Ehegespons an den Tresen. „‘Bezaubernd‘ wie immer!“, quittiert der Gatte mit einem innigen Kuss, nicht öffentlich verratend, wie nahe dran dies an die Wahrheit rückt – hat er ihr doch einst selber die ‚Gabe‘ verliehen, damit sie jetzt ganz nett im Duett um die Wette zaubern können … Oder im Duell, das doch immer wieder Spaß mit der Geliebten macht. Danach wird es immer recht nett im …
„Und Ihre Rechnung geht immer auf?“, platzt Moema in des Hinterhältigen hinterhältige Gedanken hinein. „Howgh, Frau Bürgermeisterin Erdnuss, Moema Watola!“, stellt sich die Seniorin als Präriebewohnerin vor und Farsane gleich mit. „Farsane?“, fragt Phillipa Erdnuss erstaunt zurück. „Das klingt eher …“ – „Persisch!“, ergänzt die ehemalige Pflegekraft freundlich und prostet der Bürgermeisterin mit dem Doppelten des Hinterhältigen zu. Ihm prostet sie auch fröhlich für die Einladung zu. Doppelt hält besser …
„Ach, und ich dachte … indisch! Liegt das nicht auch gleich in der Nähe?“, kommentiert Moema lustig die Kommunikation der beiden jüngeren Frauen. „Na, Pakistan liegt noch dazwischen …“, versucht Farsane zu erklären. „Aber alles indogermanisch, oder?“, fährt Moema in ihrer Gesprächigkeit rasant fort. Oder spricht da der Doppelte doppelt aus ihr? „Äh, jaaaaaa …“ Farsane hat keine Ahnung, wo Moemas Gesprächsfaden drauf hinausläuft …
„Kolumbus Rechnung ging auch nicht auf!“, kichert Moema in ihr Glas, in das sie etwas tief schaut. „Dachte, er hätte hier Indien gefunden und nun nennt man uns Indianer!“ Die betagte aber noch rüstige Ureinwohnerin bricht in schallendes Gelächter aus. „Und ich … reite mit einer indischen Amazone durch die Weiten der Prärie! Der Kreis schließt sich wieder wie die Erdkugel, die er bis Indien umrunden wollte – wäre Amerika nicht dazwischen gewesen!“ Moema fällt vor Lachen fast vom Stuhl. Farsanes geübter Pflegegriff kann sie gerade noch aufrecht halten und wieder ihn gerade Sitzposition rücken, während sie selber in Moemas Lachen einstimmt … „Stimmt schon irgendwie!“
Die Bürgermeisterin betrachtet die beiden Frauen erheitert, zwinkert ihrem hinterhältigen Gemahl zu und zückt lächelnd zwei Wahlzettel mit je einem Bleistift. Hier braucht es keine weiteren Zauberkünste. Die beiden sind leichtes Spiel. Ihr Scharlatan ist der beste Wahlhelfer der Welt … Zwei auf einen Streich … „Doppelt hält besser!“, lächelt sie Farsane und Moema an, während sie die beiden Wahlzettel zum Ankreuzen mit ihren ranken Fingern über den Tresen schiebt. Bereitwillig setzen die zum Wahlgang aufgeforderten nicht mehr ganz nüchternen Frauen den Bleistift dort an, wo der Bürgermeisterin Fingerkuppe hinweist. Und schwupp hat der Schatzmeister und Wahlhelfer die beiden Blätter schnell eingezogen. „Wir wollen ja nicht, dass jeder sieht, was ihr gewählt habt. Schließlich gilt ja noch immer das Wahlgeheimnis.“ Zufrieden schiebt er die beiden Zettel in die Wahlurne: „Eingetütet!“, grinst er die beiden betüterten Frauen an. „Noch einen Kleinen?!“ Ohne eine Antwort abzuwarten bestellt er für die beiden dunen Frauen nach …
Hach, ihr Schatz weiß zur rechten Zeit in ‚Wahlpropaganda‘ zu investieren. Er ist doch Goldwert als erster Stadtrat. Frau Bürgermeisterin ist recht zufrieden mit dem heutigen Wahlgang. Man tauscht im beduselten Zustand die Visitenkarten aus. Das heißt, Frau Bürgermeisterin und Herr Stadtrat haben welche … Und tatsächlich vertreibt letzterer auch … Wunderkuren wie Scharlatane es halt tun. Moema und Farsane geben hingegen freiwillig den beiden ihre Rufverbindungen preis. Hoffentlich hagelt es jetzt nicht laufend unkoschere Werbeanzeigen … und unlautere Wahlversprechen.
„Weischu wasch?“, fällt Moema gerade ein, nachdem die beiden sich wieder zu ihren gesattelten Pferden draußen vor dem Saloon aufmachen. Irgendwie erinnert sie Hinterhältiger Scharlatan an was … „Wia ham den Schirkuss verpascht … middem Magia! Isch schreib dem ma! Die ziehn doch auch üball rum … Diesche Scharlatane …“ Zum Glück steht Farsane noch etwas aufrechter und auch die Wortkorrektur hilft … einigermaßen vor dem Versenden …
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Immer mehr staut sich Ärger in Achak auf. Er ist schon so viele Sandpisten runter gerast, aber in diesen endlosen Weiten ist das wie die Suche einer Nadel im Heuhaufen, wenn diese beiden verdammten Ladies auch noch ihre Phones abgeschaltet haben und nicht reagieren …
Moemas Enkel hofft sehr, dass Farsane nicht so bewandert mit der Mobilphontechnik ist und die Tracking App nicht entdeckt, die sonst für Kinder genutzt wird. Bewährt sich auch bei … umtriebigen Senioren. Er hat sie nach dem letzten größeren Ausbüchsen installiert gehabt. Nur hat Moema wohl erkannt, dass Achak sie zu orten vermag, auch wenn sie vielleicht nicht genau ahnt, wie er das anstellt … „Verdammt, verdammt, verdammt …“, flucht Achak leise vor sich hin, währen er nach links und rechts die Augen offenhält und nur ein paar wild lebende Mustangs erspäht. „Nicht, nichts, und wieder nichts …“ Sein Fluchen wird lauter, übertönt die Country Musik aus dem Radio, die er genervt abschaltet. Nicht sein Stil, dieses Gefiedel …, aber er versucht die Nachrichten zu verfolgen, falls irgendwas geschaltet wird … von zwei toten Gestalten.
Mein Gott, er sorgt sich doch nur … um beide. Aber Wut treibt besser voran als verzweifelt in der Ecke zu hocken …
Etwas schlägt auf dem Handy auf dem Beifahrersitzt an. Achak greift mit einer Hand danach, lenkt mit der anderen rechts ran … Ein Zeichen … Richtung Buffalo … „Häh?!“ Muss ein anderes Buffalo sein. Dieses liegt jetzt weiter nördlich von ihm … schon einige Fahrtstunden entfernt. Achak rast los und nimmt erneut die Fährte auf …
Er denkt gar nicht daran, die beiden durch Anruf vorzuwarnen, dass er wie ein Tornado herannaht …
„Mein süßer Zauberlehrling …!“ Sanft küsst Gregorius den jungen Mann neben sich wach. Nie hätte er gedacht, solch einen Gefährten auf seiner Wanderung durch die Jahrhunderte zu finden: Liebhaber und Eleve in einem!
Genüsslich rekelt Merlin sich neben dem Magier, lässt einen Arm um dessen Taille gleiten, zieht ihn fester an sich, lässt seine Hand über Gregorius Rücken weiterwandern, während der Kuss leidenschaftlicher und fordernder wird. Eigentlich wollte Malecantus nur Frühstück servieren, jetzt wird er selber gefrühstückt. „Ich habe Rührei …!“ Weiter kommt er nicht. Na gut! Soll es doch kalt werden … das Ei!
Dabei hat er sich so viel Mühe gegeben … Aber Merlin ist sowieso der bessere Koch und wird wohl gleich, was Neues ‚zaubern‘ …
Er hatte ihn am Abend zuvor wahrlich zu seinem Lehrling gemacht … Ihm die Kraft verliehen … Etwas, was er all die Jahrhunderte zuvor nie tat.
Er hatte noch an den Festivaltagen gegrübelt, die Büchse der Pandora zu öffnen und Lotta selber … einzuweihen …, weil es einen Zweiten seiner Art braucht, den Fluch zu brechen … den er – leider Gottes – selber unbedacht heraufbeschwor!
Doch so ist es ihm lieber … mit Merlin.
Wer weiß … was Lotta für Unfug angestellt hätte …
Aber vielleicht finden sie sie ja eines Tages und dann … kann er sein Versprechen einlösen.
Ermattet fallen beide nach der morgendlichen Leidenschaft aufs Lager zurück, Merlin sinnlich lächelnd, Malecantus hoch verzückt. Und tatsächlich … gibt es jetzt noch echtes Frühstück. Wird auch langsam Zeit. Dem Magier knurrt schon etwas länger der Magen seit den frühen Morgenstunden. „Wie wär’s mit Rührei?“, grinst Merlin frech und erhebt sich. Er hatte sehr wohl mitbekommen, wie sehr Gregorius sich anstrengte, aber … Merlin schmeckt’s einfach nicht, was der Magier verbrät. Ehrlich nicht! Gregorius kann viel …, aber nicht mal ein einfaches Ei braten.
Der Magier fügt sich lächelnd in sein Schicksal, gegen Merlins Kochkünste nun mal nicht anzukommen. „Dafür hast du heute noch viel zu lernen … Abra Kadabra Simsalabim.“ Gregorius umfasst nun Merlins Leibesmitte von hinten, währen der am Herd fuhrwerkt und schmiegt sich eng an ihn ran, drückt ihm einen kleinen sanften Kuss unter dem Haaransatz im Nacken.
„In dem Spruch steckt ‚Sims‘ drin!“, fällt Merlin auf, während er das Rührei in der Pfanne wendet. „Ist das ein Verwandlungsspruch für … Sims?“
„Äh, öh!“ Malecantus löst sich wieder von seinem Lehrling, kratzt sich am Kopf und überlegt zum wiederholten Male, wo der eigentlich seine Einfälle immer hernimmt. „Noch nie drüber nachgedacht, dass das als Wort da drinsteckt. Also, nein! Das ist eher so etwas wie eine Abschlussformel … Wie ein Amen nach einem Gebet!“
Die Erklärung löst Heiterkeit in Merlin aus: „Wie passend … in einem Kloster!“ Flink serviert er den Pfanneninhalt auf zwei Tellern und beide setzen sich zu Tisch.
Gregorius stochert etwas gedankenverloren in seinem Ei herum, bevor er die Gabel nachdenklich zum Mund führt. Einen Augenblick ist er von seinem Gedankengang abgelenkt, preist Merlins Pfannenfertigkeit, um dann aber doch nochmal zu seinen Fragen zurückzukehren: „Was ist das eigentlich für ein eigenartiges Gemäuer hier? Wo … sind die Nonnen, von denen zu erzähltest? Die anderen Klosterschüler?“
Ein geheimnisvolles Lächeln umspielt Merlins sinnliche Lippen, die den Magier einen Moment von seinem Begehr ablenken und eher … neue Begehrlichkeit entfachen …
Energisch schüttelt Malecantus das Haupt: „Nein, nein, du weichst mir nicht wieder so kunstfertig aus. Was … ist das hier für ein Ort?!“ Diesmal will er hart bleiben … äh, weich, öhm, hartneckisch … Uff, nein, nein unnachgiebig … Puh! Endlich der richtige Begriff!
Gerade will sich der Magier noch demonstrativ behaupten als … sein Handy vibriert und ihn ablenkt ... „Wir haben in dieser Nebelsuppe noch Empfang?“, wundert er sich und sichtet die eingehende Nachricht:
<< Verehrter Herr Wandermaier. Leider, leider haben wir Ihre Vorstellung verpascht. Es ergaben sich anderweitige … Müßigkeiten, die es just zu dem Zeitpunkt nicht erlaubten, Ihren Gaschtaufenthalt in San Myshuno gebührend zu ho…ho…honorieren. Wir wären aber hoch erfreut, wenn Sie Ihren Wanderzirkus … weschtwärts weiter wandern ließen. Bis in die wilden Weiten der … Prärie! Hier erwarten Sie … im Land der unbegrenschten Möschlichkeiten … Welten … voller Mythen, Magie und Manitou mit seinen ewigen Jagdgründen … Oder nennen Sie es Scharlatanerie, wenn man die wandernden Wunderkur-Doktoren hier bedenkt. Auf jeden Fall erwartet Sie neben Büffel und Bischons ein Publikum, dass sich gerne be- wie verzaubern oder auch hinters Licht führen lässt.
In freuschiger Erwartung Ihre Moema Watola >>
Neugierig liest auch Merlin die Nachricht durch. „Deine Moema? Kennst du die?“ – „Kein bisschen!“, ist Gregorius lakonische Antwort. „Vermutlich hat sie die Plakataushänge gesehen und sich die Nummer notiert!“ Der Magier zuckt mit der Schulter und steckt das Handy weg. „Merkwürdige Einladung!“
Ein bisschen aufgeregt ist Malecantus Lehrling nun doch: „Ich war noch nie im wilden Westen … Zumindest in diesem Leben noch nicht ...“ – „Ich schon – meines weilt ja auch schon etwas länger auf Erden …!“, grinst sich jetzt der Magier mal eins. „Gibt echt einen Haufen Scharlatane dort, die umherziehen.“
Merlin hatte Gregorius den Teil seiner Vita zumindest bereits erzählt: das ewige Wiedergeboren werden und immer wieder neu die Zauberkunst erlernen zu müssen. Dass sie sich seit Malecantus schon 850 Jahre währenden Lebens noch nicht früher begegnet sind … verwundert geradezu.
Auf die Bewandtnis mit dem Kloster im Nebel ist der Zauberlehrling aber bisher noch nicht eingegangen. „So jetzt nochmal … und keine Ablenkung mehr in wild west Manier, Merlin!“ Malecantus schickt einen strengen Blick zu seinem ‚Zögling‘, der aber nur unbeeindruckt süffisant lächelt: „Versprich mir, dass wir den wilden Westen bereisen und ich … erzähle dir … von dieser Insel.“ Ergeben nickt der große Magier. Er weiß, dass Merlin weiß, dass er ihn ohne weiteres zwingen könnte, alles preis zu geben, was er wissen will … Aber der Preis dafür wäre zu hoch. Malecantus will geliebt werden und nicht … gehasst! Trotz aller Neugier für alles Mystische und Magische – und er meint jetzt nicht diese durchtriebenen Wunderdoktoren, die interessieren ihn einen Dreck – beherrscht sich Gregorius, übt sich in Geduld und ... wartet … auf Merlins weiteren Bericht.
„Nun, dass ich durch die Jahrhunderte wiedergeboren werde und zwar schon länger als du lebst … hatte ich dir bereits gesagt …“ Wieder nickt Gregorius: „Und dass du stets immer wieder Merlin geheißen wirst … auch.“ Ja, er merkt sich jedes Wort des Geliebten …: „Warum du niemals auf den Trunk des ewigen Lebens dabei gestoßen bist, bleibt mir allerdings ein Rätsel.“ – „Ich blieb nie lang genug am Leben!“, lautet Merlins direkte Antwort. „Oh!“, hebt der Magier eine Augenbraue. „Das tut mir … leid!“
Einen Moment schauen sich beide intensiv in die Augen, messen sich kurz, bis Gregorius die Stille unterbricht: „Ich kann dir nicht sofort geben, was du begehrst! Du bist … ein Lehrling! Du musst erst die oberste Stufe erreichen …“ Der Magier hofft …, dass Merlin versteht und … ihm nicht wegen seiner Kenntnisse über den gewünschten Trank … Liebe vorgaukelt. Warum hatte er sich so lange Zeit gelassen, ihn in sein Geheimnis einzuweihen. Wozu diente das Versteckspiel …? Musste er als Magier erst geprüft … und für gut befunden werden?
„Weiß … Lotta … von dir?“ Die beiden haben tagsüber oft zusammengehangen … waren auf dem Festival zusammen … Malecantus blickt Merlin lange fragend an, bis der sich zu einer Antwort bequemt: „Sie hatte Berührung mit der Anderswelt … kürzlich!“ Die Stille dehnt sich etwas zwischen den beiden Männern aus als Merlin endlich fortfährt: „Ich vermute genau wie du, dass mehr hinter ihr und dem Wolf steckt – wie auch ihrem Kind. Ich kann es aber genauso wenig greifen wie du. Und sie selber … weiß … nichts!“ Gregorius wartet einfach stumm ab, dass Merlin sich weiter erklärt. „Ich habe ein wenig von mir … durchscheinen lassen, gab ihr eine etwas ‚zauberhafte‘ Anleitung für ihre Tierställe. Sie zeigte keinerlei … Erkennen … oder Wissen.“
Der Magier sieht Merlin durchdringend an: „Ich weiß ja – so wie es aussieht – auch nicht alles!
W a s … ist dieser Ort …?!“ - „Ein Zugang!“ - „Zu … w a s?“ - „Meiner Zuflucht!“ - „Uuuuund …?“ - „Der … Anderswelt!“ - „War das jetzt so schwer?“ Malecantus grinst: „Unnnnd w a s ist jetzt so anders?“ - „Alles!“ Nun schmunzelt Merlin recht neckisch. „Ich leg dich gleich übers …“, flucht der Magier. „Versuchs mal!“, kontert der Lehrling kokett, pflanzt sich rittlings dem Flucher direkt auf den Schoss und versiegelt den Rest des Fluches mit seinen Lippen.
Und schon wieder hat der großartige Magier vergessen, was er nochmal wissen wollte … zu diesem Ort, an dem sie gerade weilen, wohingegen sein Lehrling zielstrebig … sein Ziel verfolgt als er die geschwollenen Lippen seines ‚Opfers‘ wieder freigibt: „Reisen wir jetzt in den wilden Westen, oder was?“ Dass die Forderung nach dem Trank zu früh wäre, weiß der wissbegierige ‚Schüler‘ durchaus – trotz allen Bezirzens des ‚Lehrherrn‘. Da bliebe Malecantus … har … … unnachgiebig.
„Wie du willst!“, gibt sich Gregorius nach der köstlichen Attacke etwas schneller atmend dann zumindest doch geschlagen. „Mischen wir uns unters Wandervolk der Prärie, unter die Scharen an Scharlatanen mit ihren Wunderkuren, Yeahh!“ – „Yippieh!“ Der Magier erhält noch einen herzhaften Kuss von Merlin zur Belohnung. Und noch einen oben drauf vom Lykoi-Kater, der nun von seiner nächtlichen Nebelwanderung zurückkehrend schmusebedürftig zwischen die beiden Männer drängt. *Prrrrrr*, schnurrt Malecantus ebenso wie das Schmusebündel. Auch Merlin krault dem kleinen Mäusefänger das Anthrazitfarben glänzende Fell. Eigentlich sind ihm Tiere nicht feindlich gesinnt – nur einmal ein merkwürdiger Reviertiger …
Ein Blick auf die Uhr signalisiert Merlin, dass sich die kuschelige Runde nun leider auflösen muss. „Zeit für die Morgenvorstellung. Allein für die Überfahrt in den Westen brauchen wie einige Moneten. Es wird Zeit, dass du wieder Geld verdienst!“, zieht er - den Kater auf dem einem Arm - mit dem anderen Gregorius lachend vom Stuhl mit sich hoch.
Seufzend wirft sich der Magier in sein lächerliches Kostüm für die magische Illusion im Zirkuszelt, das drüben auf dem Festland steht. Gemeinsam mit Merlin taucht er durch die Nebel, die die Insel umweben und sie unsichtbar für jeden Außenstehenden macht. Aber auch am Ufer hat sich der übliche bretonische morgendliche Dunst noch nicht ganz verzogen.
In den sich langsam auflösenden Schwaden tritt langsam eine Gestalt hervor … grüßt zögerlich: „Hallo! Sucht ihr noch … einen … Wanderarbeiter?!“
Sie hatte sich von Dad dazu bewegen lassen, mit zum Markt zu kommen, mal das kleine Lager zu verlassen und wieder ins Leben um sie herum einzutauchen. Sie hatte mechanisch genickt, mehr um ihn zu beruhigen, denn tatsächlich interessiert zu sein und war hinter ihm auf das klapprige Moped gestiegen. Yuna spricht kaum mehr, nimmt nur noch eingeschränkt ihre Umgebung wahr.
Auf dem Markt schaute Jack sich eine Weile um, eine abwesende Yuna neben sich, die einfach nur mitlief und nichts mehr sieht. Er wolle noch Suppe bei einem Stand am anderen Ende des Platzes besorgen …, doch Yuna hatte keinen Antrieb, sich weiter durch das Gewühl zu bewegen und blieb den Moment in der Nähe des Mopeds zurück.
Während Jack sich mit einem leeren Topf in Händen aufmachte, starrte Yuna nur auf die Früchte vor sich am Stand: grüne Bananen und rote exotische Beeren … Rote und grüne Haare … die letzte Nacht, gelacht und getanzt hatten sie … Campari getrunken, den Keito servierte … und dann …
„Kommst du Yuna?“ Jack ist zurück, steht neben dem klapprigen Moped und schwenkt einen vollen Topf mit beiden Händen. Mechanisch folgt Yuna dem Aufruf, schwingt sich hinter ihren Vater auf, um das gefüllte Gefäß während der Rückfahrt zu halten.
Im Lager zurück verzieht sie sich wieder ins Zelt. Sie hat keinen Appetit. Sie hat Sehnsucht! Nach was?
Sie weiß es nicht, sie spürt sich kaum.
~~~~~~~~ „So was von köstlich …!“ Miyu gerät geradezu ins Schwärmen über die mitgebrachte Suppe. Ihre Geschmacksknospen vibrieren geradezu beim Goutieren in einfachem Schneidersitz auf nacktem Erdboden. Eine Sehnsucht steigt in ihr hoch … Elani! Können alle in Kenia so begnadet kochen! Das muss Elani aus ihrem Heimatland damals mitgebracht haben … diese Fähigkeit und diesen Geschmackssinn.
Miyu versucht, die traurigen Erinnerungen an ihr vergangenes Leben wegzuschieben. Sie darf gar nicht drüber nachdenken, was sie alles zurücklassen mussten … Dieser letzte Abend, so viele Gäste, Gesichter … Was die anderen wohl machen? Sie schöpft erneut von der Suppe … So lecker!
Demütig versucht Miyu, sich an den Kleinigkeiten des Lebens noch zu erfreuen, sich nicht ganz aufzugeben … Allein Yunas wegen darf sie das nicht! Das ist noch ihre einzige Aufgabe …, ihre Tochter wieder zu etwas wie Leben zu erwecken …, wenn das noch möglich ist, denn sie wandelt schlafwandlerisch wie tot unter Sterblichen.
Vielleicht ruft der Drachen wieder die Lebensgeister hervor, vielleicht bittet sie deshalb unterbewusst um diese Gunst …
Zögerlich beginnt Jack nun anzusprechen, was er die ganze Zeit vermied: „Es ist nicht mehr all zulange sicher hier. Wir müssen die Forschungsstätte weiter in den Süden verlagern …“ Miyu schaut von ihrer Suppe auf. „Ich weiß!“ Natürlich hat sie das schon längst bemerkt. Früher hatten sie Jack noch oft durch viel Länder auf seinen Forschungsreisen begleitet und nicht selten streifen diese Kriegsgebiete. Auch wenn es nicht die großen in der westlichen Öffentlichkeit beachteten Kämpfe sind … In den betroffenen Ländern leiden die Menschen unter den steten, oft Jahrzehnte währenden Scharmützeln und Schusswechseln in Hinter- oder Grenzland wie auch Entführungen.
„Und wir müssen ins Land unserer Ahnen, Jack … Zur Heilung!“ Jack nickt wissend. Das hatte er schon geahnt. Allein, es fehlen Geldmittel. Miyu hat nichts von Hab und Gut retten oder mitnehmen können. Wie auch. Sie existieren ja offiziell nicht mehr, sind … bestattet. Tote können nichts wegtragen, also sind sie völlig mittellos ohne etwas gegangen, außer ein paar Kleidungsstücken am Leib. Und ein Forscher ohne rechten Wohnsitz außer dem seiner Ex, der jetzt auch ex ist … hat ebenfalls nichts anzubieten. Die Heimatflüge von Jack … hatte Miyu von ihrem Gehalt bezahlt. Mit ihrem restlichen Bargeld waren sie hierher geflohen … Nie würde sie ihre Tochter ausliefern … noch sie irgendwelchen Verhören unsensibler und unfähiger Bullen aussetzen. Nicht, nach allem, was sie durchmachen musste …
Wie sollen Miyu und Yuna nur von Kenia nach Japan kommen? Die ehemalige Rektorin verfällt ins Grübeln …
Nach der Schule hat Keito nun auch noch Einkäufe und Transportdiente vom Markt der Kleinstadt auf dem Heimweg zum Dorf zu erledigen. Vorbei die Zeit, die sich mal Freizeit nannte oder Jugendalter. Er muss jetzt zum Lebensunterhalt mit beitragen, um das Notwendigste zu finanzieren. Ein kleines fast schrottreifes Moped nennt er nun sein Eigen. Halbwegs aus verschiedenen Resten zusammengebastelt, muss er ständig auch unterwegs dran rumbasteln, um überhaupt vorwärts zu kommen. Benzin gibt es auf irgendwelchen Hinterhöfen in Kanistern. Morgens zur Schule lädt er erst Ma bei der Suppenküche ab, um dann die letzte Strecke weiter zu fahren. Auf dem Rückweg lädt er Wasser, besorgt Kochzutaten, Ersatzteile für seinen Bock. Damit sie halbwegs auch die Handyverbindungen noch finanzieren können, versucht Keito nebenbei auch etwas von den Marktsachen im Dorf weiterzuverkaufen … Von den Transportkosten kann er das Benzin wieder refinanzieren.
Wie sehr sich sein Leben verändert hat … Keito lässt nur leicht die Gedanken in frühere Zeiten schweifen, während er sich auf die Waren auf dem Stand vor sich konzentriert. Was könnte Abnahme im Dorf finden? Was in den Baracken am Rande der Stadt? Sein Blick wandert von den Auslagen vor sich zu einem anderen Stand drüben auf der anderen Seite, der oft ein paar interessanter Angebote noch hat … und bleibt plötzlich haften! Yuuuuu ……na?
Erschrocken wischt sich Keito über die Augen … Nur weil er gerade an sie gedacht hat wie sie … früher …? Er schaut wieder hin … … … Niemand da!
Es war wohl eine Illusion! Niedergeschlagen senkt er den Kopf einen Moment, um sich dann einen Ruck zu geben. Hör auf zu halluzinieren! Überleben, handeln, Wasser und Früchte besorgen … Ma vom Suppenstand abholen …
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„Sehr köstlich, Madame. Sie können es mir in den Topf füllen.“ Jack hält der freundlichen Köchin einen mitgebrachten Topf entgegen. Sie muss neu sei. Vor ein paar Wochen servierte hier noch jemand anderes ... Jack kommt ab und zu mal für Besorgungen im Ort vorbei und probiert gerne die heimische Küche. Das was er gerade probierte, war … recht exquisit. Eine Geschmacksexplosion. Er kanns nur nicht so in Wort fassen, ist einfachste Verpflegung oft gewöhnt auf seinen Forschungsreisen.
Elani schaut hoch, lächelt nur ganz sacht. So freundliche Worte. Irritiert erkennt sie … asiatische Gesichtszüge und augenblicklich schwappen Erinnerungen hoch, die ihr leicht den Atem stocken lassen. Schnell greift sie nach dem dargebotenen Gefäß und fängt an, Suppe zu schöpfen, blickt dabei immer wieder kurz hoch. Irgendwas rührt an ihr … Den Klamotten nach …, könnte irgend so ein Forscher sein oder so etwas. Immer diese Khaki-Kleidung. Sie muss tatsächlich etwas mehr bei diesem Gedanken lächeln … Jack sieht’s und freut sich irgendwie, dass er das wohl hervorzauberte – wodurch auch immer, denn zuvor wirkte die Dame noch ein wenig wehmütig und in sich gekehrt. „Bitte sehr!“, reicht Elani nun die Schale zurück. „Und wohl bekommts! Und nennen Sie mich einfach Elani.“, stellt sie sich vor. „Madame klingt so förmlich!“ Es erinnert sie an Zeiten im Fünf-Sterne-Restaurant. Die sind eindeutig vorbei und das ‚Madame‘ … auch! „Sehr freundlich!“, erwidert Jack ganz vergnügt, sein Gegenüber etwas aus der Reserve gelockt zu haben. Davon lebt er in seinem Metier auch ein Stück weit. „Ich bin Jack. Sie kochen wirklich vorzüglich, Elani, wenn ich das sagen darf. Ich schau bestimmt mal wieder vorbei und bin gespannt, was Sie dann noch da aus dem Topf hervorzaubern. Bis dann mal wieder. Sayonara.“, verabschiedet er sich mit dem Topf in der Hand, bevor er in der Menge verschwindet.
Sinnend blickt Elani ihm nach … Sayonara? Woran … Und dieses Gesicht … Woher … … … …?
Und auf einmal dämmert es ihr … Das Foto in Miyus früherer Wohnung … „Jack, Yunas Vater, ist viel auf Forschungsreisen unterwegs!“, hatte sie auf Elanis Frage hin mal erklärt, das Bild angelächelt und mit den Worten „Sayonara!“ wieder auf das kleine Schränkchen zurückgestellt.
„Jack! Jack!“, ruft Elani Jack Watanabe über den Markt hinterher … kann ihn aber nicht mehr entdecken. Ihr Magen zieht sich schmerzhaft zusammen … Miyu!
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Asante traut seinen Augen nicht. Seit Stunden hockt er hier im Niemandsland auf Beobachtungsposten … und dann … kommt diese merkwürdige Person heranscharwenzelt als stünden nicht auf beiden Seiten bewaffnete Soldaten. „Hallo, hallo!“ Sie wirkt … wie eine Mischung aus … Wildkatze und Rotfuchs … und bringt ihn damit leicht aus der Fassung. „Was haben sie hier zu suchen?“, faucht er sie auch gleich an. „In Deckung! Sind Sie verrückt, oder was?“
„Ja, ok!“ Sie duckt sich leicht und wirkt dabei erheitert wie auch ein bisschen … angeschickert. „Bugsy Melone mein Name. Star-Reporterin der WoWi-Times für die Sektion Afrika! Sie sind hier wohl etwas zwischen die Fronten geraten. Ich bin sehr am aktuellen Stand für unsere weltweite Leserschaft interessiert.“
Ja, ok, Star-Reporterin ist etwas selbst gedichtet und weltweite Leserschaft, nun ja. Aber Bugsy Melone war noch nie sehr bescheiden, vor allem nicht, wenn … sie etwa getrunken hat. Leutselig lächelt sie den Soldaten neben sich an, der irgendwie gerade nicht weiß … wie ihm geschieht.
Ganz lieben Dank euch allen fürs Kommentieren und Vorbeischauen!
Jetzt zur dunkleren Jahreszeit würde ein kleiner Friedhof doch ganz gut passen, dachte ich - und voilà - da gibts einen neuerdings in Forgotten Hollow.
(Viele, viele Packs wurden verwendet, auch moveobjects war beim Basteln an)